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Meineid um Mitternacht
Miro beugte sich über die Tastatur
und begann der dunkelhaarigen Frau mit den großen
Brüsten zu schreiben. Er machte die Unbekannte mit
seiner Vorliebe fürs Schlafen im Freien bekannt, mit
seiner Schwäche für spitzen-besetzte Büstenhalter und
mit seinen Maßen.
In zwei oder drei Sekunden müsste die Antwort auf der
Mattscheibe aufleuchten. Der neue PC, mit raffinierter
Software bestückt, war wirklich die ideale Lösung, wenn
ein Mann sauberen Sex haben wollte. Vorbei die Zeiten,
wo man sich zumindest frisch rasieren und umziehen, wo
man das Mädchen bewirten und mit sanfter Musik
schmeicheln musste. Dieser Chat machte umständliches
Beiwerk überflüssig. Mit Codezahlen, die der
Teilnehmernummer vorgeschaltet wurden, konnte man sich
mit Frauen in Verbindung setzen, die ganz bestimmte
Sexualtechniken bevorzugten.
Für ihn, der bis vor kurzem nur mit prüden Girls zu tun
gehabt hatte, war Computersex wie ein Schlaraffenland,
wo alle Wünsche erfüllt wurden, und das auch noch zum
Spartarif. Ein süßes Vorgefühl, was die weitere Action
mit IHR anging. Er wollte gerade die Image-Taste drücken
und das bewegte Bild seiner Wunschpartnerin auf den
Monitor zaubern, als die Türklingel ertönte. Seufzend
erhob er sich. Er durchquerte den Raum und öffnete.
Sie war 18 oder 19, blond, großgewachsen, mit glatten,
wunderbar runden Schenkeln, die sich unter ihrem
schwarzen Minirock abzeichneten. Was nichts an der
Tatsache änderte, dass Miro die Störung ungemein
peinlich und störend fand. "Ich kaufe nichts", sagte er
und schielte auf den Monitor, wo sich Nr. 3648125 aus
ihrem BH schälte. "Ich abonniere auch keine Zeitung.
Guten Abend." "Ich heiße Anette", sagte sie mit
aufreizend spröder Stimme.
"Würden Sie mir mit etwas Zucker aushelfen?" Er war
verblüfft. "Sie wohnen hier im Haus?" "Ein Stockwerk
über Ihnen. Ich bin heute früh eingezogen." Miro kam aus
der Küche zurück. "Zucker, bitteschön." Sie hatte die
Schwelle überquert und strich sich die blonden Strähnen
aus der Stirn. Eine Geste, die Bewegung in ihr T-Shirt
brachte.
"Dann bräuchte ich noch etwas Kaffee. Gemahlenen." Die
rote Signaltaste hatte zu blinken begonnen, und Miro
wusste auch, warum. Seine Chat-Freundin wollte wissen,
wie er ihre Oberweite, die inzwischen von allen Hüllen
befreit worden war, beurteilte. Hastig füllte er Kaffee
in eine Filtertüte. "Wär's das?" fragte er. "Haben Sie
keine Kaffeemaschine?" "Warum?" "Meine ist noch nicht
ausgepackt." Sie betrachtete ihn aus großen,
unschuldigen Augen. "Sie haben doch nichts dagegen, wenn
ich Ihr Gerät benutze." Ihm lag eine Antwort auf der
Zunge, die Anette nicht besonders gefallen hätte.
Es gab in dieser Wohnung wohl bald nichts mehr, was die
ungebetene Besucherin nicht benutzt hätte. Mein Gott,
der PC! Was würde die Schönheit mit den Supermöpsen von
ihm denken? Er eilte ins Wohnzimmer und wollte ein paar
zärtliche Worte eintippen, als er die Leerzeichen auf
dem Monitor entdeckte. Er drückte auf die Taste
"Störung".
Die Auskunft kam: VERBINDUNG ABGEBROCHEN. Der Fluch, der
ihm über die Lippen kam, war von der Art, wie er ihn
immer als "obszön und geistlos" beanstandete. Und dann
duftete die Wohnung nach Kaffee. Die blonde Besucherin
war hinter ihn getreten, sie hielt eine Tasse in der
Hand und trank. Als er die Störtaste mit der Faust
bearbeitete, zitterten ihre langen Wimpern. Was dann
aber über ihre vollen, weichen Lippen kam, war eine
Frage, die ihn auf hundertachtzig gebracht hätte, wäre
er nicht mit Nr. 3648125 ausgelastet gewesen. "Sind Sie
mit Ihrem PC nicht ganz zufrieden?"
"Ich", sagte Miro, "bin mit meinem PC komplett
zufrieden. Das Problem ist, ich hatte eine Verbindung,
die durch Ihren Besuch unterbrochen wurde." "Wenn Sie
wüssten, wie leid mir das tut."
Sie legte ihm die Hand auf den Arm, und Miro, der das
irgendwie ungehörig fand, machte eine Abwehrbewegung,
die den Kaffee überschwappen ließ. Dem blonden Mädchen
schien der warme Spritzer nichts auszumachen. Sie
schloss die Augen, während der Kaffee ihr T-Shirt
durchtränkte. Miro war verunsichert, weil ihn das
merkwürdige Schauspiel in einen ebenso merkwürdigen
Zustand der Erregung versetzte. Es dauerte eine Weile,
bis sie die Augen wieder aufschlug.
"Wenn Sie mir nur helfen würden, den Reißverschluss zu
öffnen." Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. Das
Computerspiel, auf das er sich seit Tagen gefreut hatte,
war plötzlich weit, weit weg. Egal wie das Programm
hieß, das Geschöpf, dessen warme Nacktheit wie ein
duftender Tropenwind wirkte, schien ihm jetzt wichtiger
als die Freuden, die sich per Tastendruck heranholen
ließen. Anette hatte die schwarzen Pumps abgestreift.
Ihre Hand strich über seine behaarte Brust. "Wenn Sie
mir jetzt noch den Rock aufhaken würden?" flüsterte sie.
Ein Kitzel durchflutete ihn, als sie das sagte. Aber
dann fiel ihm ein, dass sie doch eigentlich nur gekommen
war, weil ihr der Zucker zum gottverdammten
Mitternachtskaffee fehlte. Und jetzt wollte sie, dass er
ihr den Minirock auszog. "Warum?" "Können Sie sich das
nicht vorstellen?" sagte Anette. Er konnte sich einiges
vorstellen, als das Mädchen ihr entblößtes Gesäß an
seiner Männlichkeit rieb. Der Reißverschluss ihres
T-Shirts war zur Hälfte geöffnet, gerade genug, um den
Blick auf den zarten Busen freizugeben. Warum zögerte er
noch? Hinter Anette war der Monitor zu erkennen, mit
einer orangefarbenen Schriftzeile, die ihm mitteilte,
dass er seit Minuten von der Nr. 3648125 angewählt
wurde.
Anette reckte sich, um das Keyboard des Geräts mit dem
Fuß zu erreichen. "Was passiert", fragte sie, "wenn man
auf die grüne Taste drückt?" "Bitte nicht", sagte Miro,
aber es war zu spät. Anette hatte den Computer mit dem
großen Zeh abgeschaltet. Der Druck, den sie auf seine
Schenkel ausübte, wurde stärker. Er spürte, dass die
ganze Sache von Sekunde zu Sekunde gefährlicher wurde.
Was das Mädchen von ihm wollte, war genau die
vorsintflutliche Art von Sex, die er eigentlich hatte
vermeiden wollen. Er zuckte zusammen, als er ihren
heißen Atem an seinem Ohr spürte.
Sie hatte sich das T-Shirt ausgezogen, und ihr
schlanker, geschmeidiger Leib war eine Herausforderung,
auf die es nur eine Antwort gab. Er musste ihr beweisen,
dass er außer Guatemala-Kaffee noch andere Dinge zu
bieten hatte. Er riss sie an sich. Sein Mund fand ihre
geöffneten Lippen, und dann spürte er, wie sie mit
seiner Zungenspitze zu spielen begann. Mit bebender Hand
öffnete sie seinen Gürtel, und dann gab es kein
Hindernis mehr.
Er nahm noch war, wie sie ihn mit sanfter Begierde in
den roten Ledersessel drückte, und das Letzte, was er
spürte, war ein Zusammenprall wie von Feuer und Wasser,
als ihre Körper verschmolzen, ja verschmolzen. Er wachte
auf, als Anette sich bewegte. Sein Blick wanderte durch
das Zimmer, erfasste die beiden Kaffeetassen, die
hochhackigen Damenschuhe, die auf dem Teppich lagen, das
blinde Viereck des Monitors und das Keyboard, dessen
Tasten von einem Fächer blonder Haare bedeckt war. Sie
war nackt und hielt den Arm um seinen Hals gelegt. Als
er sie in den Nacken küsste, schlug sie die Augen auf.
Sie erschrak, als sie ihre Blöße bemerkte.
"Du wirst aus dieser Situation doch nicht die falschen
Schlüsse ziehen", hauchte sie. "Ich habe es aufgegeben,
Frauen verstehen zu wollen", sagte er. Anette kniff ihn
in die Schulter. "Ich wollte wirklich nur etwas Zucker."
Sie strich sich über das dunkle Dreieck ihres Schoßes.
Das Mädchen hatte sich aufgerichtet, in ihren Augen
lockte ein rätselhaftes Lächeln. Als ich reinkam, hast
du etwas von einer Verbindung gesagt, die durch meinen
Besuch unterbrochen wurde. Was meinst du damit?" Er
deutete auf seinen PC. "Eine geschäftliche
Angelegenheit. Ich bin Analytiker für Börsenkurse. Ein
Kunde hatte mich angewählt."
Sehr scheu und wirklich ganz zufällig berührte sie ihn
mit ihren schon wieder harten Brustspitzen. "Wir lieben
uns, und ich weiß nicht mal, wie du heißt." "Miro."
"Einfach so, oder bist du wirklich Italiener?" "Einfach
so, und Italiener bin ich auch." "Wie gefällt’s dir in
Frankreich? Ich meine, ob dir die Französinnen
gefallen." "Die Französinnen?" "Zum Beispiel ich." "Du
bist die Schönste, die je diese Wohnung betreten hat."
Der Schmollmund, den sie machte, war so aufreizend, dass
er seine Männlichkeit mit der Hand abdecken musste. "Und
es gibt keine Freundin, die zur Entspannungsmassage
eincheckt?"
"Du bist die Erste, ich schwör's dir." "Meineid um
Mitternacht", sagte Anette. "Warum können Männer nie die
Wahrheit sagen?" "Die Wahrheit?" Sie lag auf dem Rücken.
"Dass du, als ich kam, auf eine Frau gewartet hast."
"Wie kommst du darauf?" "Wenn man ein bisschen Erfahrung
hat, dann merkt man, wenn ein Mann hungrig ist auf Sex."
Er beugte sich vor und berührte die Tasten des PC. "Wie
ich dir schon sagte, ich war mitten in einer Beratung."
Ihre Hand schob sich vor und liebkoste seine Lenden.
"Kann man mit einem solchen Computer nur Aktienkurse
analysieren?" "Es kommt ganz auf die Software an", sagte
Miro und ärgerte sich, wie steif das klang. Ihr Mund
hatte seine Lenden erreicht. Anettes Zungenspiele waren
weder fordernd noch gierig, sondern unendlich zärtlich.
Er hatte Schwierigkeiten, sich jetzt auf ein Gespräch zu
konzentrieren, und als Anette das bemerkte, richtete sie
sich auf und schlang die Arme um seinen Hals. "Versprich
mir, dass du nie im Leben mit einer anderen Frau
Computersex betreiben wirst.
Ich weiß doch, wie der Hase lief…" Er nickte. Sie setzte
sich rittlings auf ihn. "Ob du dein Versprechen auch
halten kannst, werden wir gleich noch einmal probieren."
Sie nahm seine Hände und führte sie an die
empfindlichsten Punkte ihrer Brüste. Sie bot ihm die
verlockend weichen Halbkugeln ihres Hinterns an,
zitterte unkontrolliert, als er sie streichelte. Sie
stöhnte vor Wonne, als seine Zunge ihren Gaumen
liebkoste. Miro war drauf und dran, auszurasten. Ihm war
endgültig klar, dass er mit seiner Suche nach
elektronischen Streicheleinheiten auf dem falschen
Dampfer gewesen war.
Danach nutzte Anette die Pause, um den PC einzuschalten.
Drei Worte, gelb auf lila, erschienen auf dem Monitor.
"Wollen Sie Sex?" Sie brauchte nicht lange, um ihre
Antwort einzutippen: "Positiv." Eine lange Zahl wurde
sichtbar, gefolgt von der Aufforderung: "Fangen Sie an."
Anette ließ sich nicht lange bitten. Sie tippte ihre
Phantasien ins Keyboard, und sie legte sich dabei
keinerlei Zügel an. Als sie immer hemmungslosere
Spielarten beschrieb, versagte das Gerät ihr den Dienst.
Der PC war überfordert, gab gegen die Triebe einer
menschlichen Sexmaschine auf.
Vom Monitor wallte eine Rauchwolke auf, dann erloschen
alle Funktionen. Das blonde Mädchen, das vor lauter
Erregung klitschnass geworden war und Herzklopfen
bekommen hatte, lehnte sich keuchend zurück. Sie
betrachtete ihren neuen Freund, der seinen Kopf tief in
ihrem Schoss vergraben hatte. Wenn er mich nicht so
gemein verführt hätte dachte sie, könnte ich Mitleid mit
ihm haben.
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