Initialzündung in andere Daseinsform
An mein genaues Alter kann ich mich
nicht mehr erinnern, aber der Tag brannte sich
unabänderlich in mein Gedächtnis ein. Für einen Knirps
war ich schon ziemlich groß, und immerzu hieß es: 'Luke,
tue dies, Junge, tue jenes'... Jene Sekunde war die
schwindelerregende Initialzündung eines Vorpubertären in
eine andere Daseinsform. Diffus war allenfalls die Zeit
davor, jenes blinzeln im Nebel.
Natürlich darf es niemand erfahren, dass Ereignis,
zugehörig jenen Geheimnissen, welche man mit in sein
Grab nimmt. Was auch geschehen mag, meine Zunge wird
sich niemals lösen!
Ordnungsgemäß waren die Grundstücke hofseitig durch
einen Zaun getrennt. Eine gemeinsame Schnittmenge
bildete jenes seltsame Backsteingebilde, das sich so
gänzlich von unserem eigentlichen Haus abhob. Warum es
nicht gemeinschaftlich nutzen, wenn die Beziehung zum
Nachbarn freundlicher Natur ist? Jene Nachbarn waren
sich über den Sinn besagten Objektes übrigens ebenso
uneins. Dem Zaun zum Trotze konnte das Objekt beidseitig
betreten werden, die Türen mussten meines Erachtens
vorsätzlich entfernt worden sein.
Überwiegend nahmen die Damen der Häuser es in Beschlag,
eignete es sich doch vom Wetter unabhängig dazu, Wäsche
zum Trocknen aufzuhängen.
Frau Dittmar war die Mutter von Iris, meiner Freundin.
Also gut, sie war mehr die Freundin meiner Schwester.
Fest jedoch steht, dass es Zeiten gab, in denen es
nichts widerwärtigeres gab, als der Gedanke, sie zur
Freundin zu haben, und Zeiten, in denen ich mir nichts
sehnlicher wünschte.
An jenem Tag wurde ich von einer Bestimmung gelenkt,
denn es zog mich dahin, nichts ahnend, was geschehen
würde. So schön der Tag auch war, so langweilig war er
auch, bis sich meine Beine in Bewegung setzten und ich
über den Rasen pirschte. Nicht, dass irgendetwas meine
Aufmerksamkeit erregt hätte, nein, dennoch spürte ich
eine seltsame Unruhe in mir und eine Art Magnetismus
begann zu wirken.
Ich blickte hinein, allerhand Wäsche war zu sehen, aber
nichts ungewöhnliches. Einer Eingebung folgend wollte
ich die Angelegenheit aus einer anderen Perspektive
betrachten und schlich um das Gebäude, zwischen den
Sträuchern zu dem Fenster mit den kleinen, quadratischen
Scheiben.
Frau Dittmar mag wohl das einzige weibliche Wesen
gewesen sein, das mich wahrhaft für einen netten Jungen
hielt. An Eides Statt kann ich beschwören, dass ich
nicht einen unsittlichen Gedanken hegte bis zu jenem
Tag. Allerdings möchte ich nicht verschweigen, dass ich
mich, im Nachhinein betrachtet, gerne in ihrer Nähe
aufhielt. Ihr Alter aus damaliger Sicht abschätzen zu
wollen, wäre verhängnisvoll, sicherlich wäre es in wenig
schmeichelhafter Weise zu hoch gegriffen.
Ihre eigene Koketterie aufgreifend muss ich erwähnen,
dass sie wohl nicht dem Schlankheitsideal entsprach.
Unzweifelhaft hätte es aber jeder mit mir zu tun
bekommen, der sie als dick bezeichnet hätte oder auch
nur gewähltere Ausdrücke benutzt hätte.
Fast sofort geriet ich in eine Art Starre, die es
ermöglichte, all meine Energie zu bündeln und mir in
konzentrierter Form vor Augen zu führen. In einer
besonderen, neuen, alles überlagernden Form von
Begehren!
Als sie sich aufrichtete, um ein weiteres Kleidungsstück
aufzuhängen, lag die Betonung nicht mehr auf ihren
Hüften, dennoch wagte ich nicht zu blinzeln, Gefahr
laufend, etwas zu versäumen. Ihr sommerlich hellblaues
Kleid fiel von der Taille abwärts eher luftig, bisweilen
schmiegte es sich aber durch ihre wunderschön eleganten
Bewegungen traumhaft an ihren Körper. Eben noch an ihrem
geschwungen Schenkel, nun plötzlich, kaum dass sie durch
eine Armbewegung ihr Gewicht auf ihr rechtes Bein
verlagert hatte, hin zu dieser exponierten herrlichen
Rundung. Das Poltern meines Herzen war ohne jede
Bedeutung, da es nicht bis in mein Bewusstsein vordrang.
Als sie ihren zweiten Arm hob, straffte sich wie auf
mein innigstes Geheiß hin der Stoff über ihre Hüften. Zu
meinem Entsetzen wurde ich einer handbreit ihrer nackten
Schenkel gewahr, und ich musste mein Blick senken.
Unfähig, mich zu entscheiden, oszillierten meine Blicke
zwischen ihrem Hintern und den partiell nackten
Schenkeln hin und her.
Unfreiwillig löste sich meine Starre, denn ich hatte
Probleme, mein Gleichgewicht zu halten. Gott sei Dank
fand meine Hand Halt, ohne das ich meinen Blick abwenden
musste.
Als sie sich dann über ihren Wäschekorb beugte,
durchzuckte es mich mit einer Gewalt, dass ich um ein
Haar in die Sträucher hinter mir gestürzt wäre.
Ihre Taille markierte ein dezenter fingerbreiter Gürtel.
Zitternd bemerkte ich, nachdem sie sich wieder
aufgerichtet hatte, wie sich ihr Kleid an ihrem Rücken
an der Stelle straffte, unter dem sich auf wundersame
Weise ihr Büstenhalter abzeichnete. Ob sie jemals ahnte,
welche Offenbarung allein dieser Anblick sein konnte?
Drehte sie sich ein wenig zur Seite, starrte ich
unablässig, jede Sekunde auskostend, auf die Wölbung
ihres Busens. Worte zu finden wäre hier vergebene
Liebesmüh. Allein der Aufruhr in meinem Körper weiß
darüber Zeugnis abzugeben. Welch wunderbare Form die
Natur zu schaffen in der Lage ist!
Ihre Ärmel waren in einem schrägen Winkel geschnitten
und als ich ihre unbedeckten Arme betrachtete, hatte ich
das unbändige Bedürfnis, sie zu berühren, meine Hand
über diese Haut zu streichen, um dann endlich meine Arme
gänzlich um sie zu legen, sie zu umarmen, ihren Körper
zu spüren, mich fest an sie zu pressen.
Nichts hätte mich dazu bringen können, auch nur eine
handbreit zu weichen, auch nicht, als sie an dem Fenster
vorbei schritt. Das ich entdeckt werden konnte, kam mir
nicht in den Sinn.
Ich verrenkte ein wenig meinen Hals, denn sie ging zur
linken Seite hinüber. Diesmal nahm sie etwas von der
Leine, anstatt etwas aufzuhängen. Sie kam ein paar
Schritte zurück und hatte mir den Rücken zugewandt. Sie
mochte vielleicht zwei Meter von mir entfernt gewesen
sein, als sie sich ein wenig beugte und ihre Beine
seltsam bewegte.
Für einen Moment war ich irritiert, alles ging so
schnell. Beide Hände schnellten seitlich an ihren
Schenkeln empor, wobei sie eine beige Strumpfhose über
die Haut zog, die vor Sekunden noch nackt unter dem
luftigen Kleid war. Von hinten waren ihre Schenkel zu
jedem Zeitpunkt bedeckt gewesen, nur seitlich gewährte
sie mir Einblick auf ihre wunderbaren Beine.
Der Stoff glitt aus ihren Händen und ich hätte schwören
können, dass sich ihr Kleid schwerelos senkte. Jeder
Faltenwurf brannte sich in mein Gedächtnis, genauso wie
das bedächtige auspendeln des Saumes ihres Kleides.
Es brodelte, pulsierte und pochte in mir.
Dann passiert es!
Erneut griff sie zu, diesmal glitt das Kleid bis über
ihre Taille, wo sie es an sich zog und mit dem linken
Ellenbogen fixierte.
Sie beugte sich ein wenig vor und strich mit der rechten
Handfläche an ihrem Oberschenkel auf und ab.
Ich starrte auf ihren runden Hintern, auf die
Unterwäsche, die durch die Strumpfhose hindurch zu
erkennen war. Ihre Figur bot sich mir in ihrer
unkaschierten Vollkommenheit.
Auch waren es die sinnlichen, sanften Bewegungen ihrer
Proportionen, die mich verrückt machten.
Nichts stimmte mehr, es drückte und zwickte und unter
meinem durch nichts zu verhindernden und ungeschickten
Griff gab es kein zurück mehr. Zwei, dreimal krallten
sich meine Finger zusammen, dann riss ich im blinden
Verlangen an meiner Hose, bis er mir entgegen und an
meinen Unterbauch sprang. Nur durch einen Trieb
gesteuert packte ich zu, presste einmal fest zu und
schüttelte dann so schnell ich konnte auf und ab, bis
jene geheimnisvolle Substanz gegen eines der kleinen
Fensterscheiben schoss. Nun erst hatte ich es mir
erlaubt, die Augen zu schließen.
Ich stolperte zurück und spürte unangenehme Dornen durch
mein T-Shirt stechen. Noch während ich fast das
Gleichgewicht verlor, brachte ich meine Hose in Ordnung.
Ein letzter flüchtiger Blick und ich glaubte ein
entferntes Augenpaar zu entdecken.
Ich hastete um das Gebäude und hörte meinen Namen.
Nur flüchtig sah ich mich um und sah sie. Den Wäschekorb
seitlich an ihrer Hüfte.
Noch einmal mein Name.
"Luuuke?!"
Ich rannte ins Haus, krampfhaft bemüht, ihre Stimme zu
deuten.
Es gab nur noch sie...
Unzählige Male musste ich meine Hose öffnen, unfähig,
mich zu beherrschen.
Wie oft hob sie in meinen Gedanken für mich ihr Kleid?
Wie oft beugte sie sich vorne über, bis ich es vor
Aufregung nicht mehr aushielt?
Wie oft betrachtet ich flüchtig die Heimsuchung in
meiner Hand, verrückt danach, von ihren Lippen berührt
zu werden?
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