Der perverse Fremde in ihrer Fantasie Ein leeres Blatt vor sich
saß sie da und hörte auf die Musik im Hintergrund. So
viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf, wollten
geordnet und zu Papier gebracht werden. So konnte sie
Geschehenes besser verarbeiten... Doch die Ruhe wollte
heute nicht so recht einkehren. Zu aufgewühlt waren die
Gefühle in ihrem Inneren. Die Linien vor ihren Augen
verschwammen, ergaben ein wirres Bild, dann nur noch
eine einzige unregelmäßige Farbfläche, einen bunten
Nebel in den sie sich fallen lassen wollte, wenn auch
nur für eine kurze Zeit. Einfach nur fallen lassen und
loslassen, sich in sich selbst zurückziehen. Sie gab dem
Wunsch nach, starrte einfach nur auf das Blatt vor sich
und merkte wie die Ruhe in ihrem Inneren langsam
einkehrte, ihre Muskeln weniger verkrampft waren.
Loslassen, fallen lassen - das war manchmal einfacher
gesagt als getan. Um loslassen zu können musste sie
vertrauen, um sich fallen lassen zu können musste sie
lieben... Nun, sie liebte ihn und sie vertraute IHM.
Warum also die Angst, die Panik, die plötzlich in ihr
hochgestiegen war, wie starke Übelkeit, die man nicht
unter Kontrolle hatte. Sie hatte sich auf das Spiel
eingelassen - es war sogar ihre Idee gewesen. Ein Spiel
- ja als solches hatte für sie alles begonnen.
Spielerisch hatten sie ihre Rollen getauscht, hatten den
Platz des anderen eingenommen. Er hatte sich erstaunlich
schnell an seinen Part gewöhnt, hatte sie das Halsband
holen lassen, um es ihr später, wenn auch zu groß, weil
seines, mit geschickten Händen anzulegen. So schnell
hatte sich seine Haltung, seine Mimik und auch sein
Tonfall verändert, waren härter geworden. Doch für sie
war das selbstverständlich und gehörte dazu. So wie sie
ja auch bemüht gewesen war ihr Verhalten an ihre Rolle
anzupassen. Damit hatte sie aber nun so gar keine
Erfahrung, also schnell an ein paar Kleinigkeiten aus
den Geschichten erinnert, die sie beide in der letzten
Zeit so viel gelesen hatten, und die ihr hier nun
passend erschienen. Und so ging sie raschen Schrittes
ins Schlafzimmer, öffnete den Schrank mit den
"Spielsachen" und holte das schwarze Lederhalsband
heraus - eigentlich für Hunde bestimmt. Doch ihm hatte
es gefallen und er hatte es ja auch zu tragen. Warum
also nicht gerade dieses? Rasch kam sie wieder ins
Wohnzimmer zurück, kniete sich vor ihm auf den Boden,
hielt ihm das Halsband entgegen und den Kopf dabei
gesenkt. Er nahm es entgegen und legte es ihr an. Es
passte zwar nicht so ganz, doch die Aussage die dahinter
stand war nicht minder eindeutig und klar. Eine Zeit
lang saßen sie einfach noch zusammen, als sei alles wie
immer und lasen. Das Halsband hatte inzwischen ihre
Körpertemperatur angenommen und fiel ihr daher gar nicht
mehr auf. Und weil es ungewohnt war, hatte sie es wohl
auch sehr schnell aus ihren Gedanken gestrichen.
Schließlich schickte er sie Wasser einlassen und als sie
im Bad in den Spiegel sah, erschrak sie ein wenig. So
sehr hatte sich das Bild verändert - und das nur wegen
eines Stückes Leder um ihren Hals. Sie berührte es
zaghaft, doch über die weitere Bedeutung wollte sie sich
jetzt nicht den Kopf zerbrechen und schob diese Gedanken
beiseite. Im Schlafzimmer noch schnell die Heizung
aufgedreht, Badeschaum ins Wasser gegeben, die Kerzen
angezündet und das Licht im Bad abgedreht. Alles flink
und geräuschlos erledigt, um ihn nicht zu verärgern und
alles recht zu machen. Sie konnte schließlich nicht
wissen, wie er seine Rolle ausleben wollte, wie weit er
gehen würde. Sie entkleidete sich, nahm das Halsband ab
und stieg in die Wanne. Sie setzte sich auf die andere
Seite - auf seine Seite - dorthin, wo der Abfluss war.
Hier konnte man nicht so recht sitzen, mit dem Stoppel
am Po und zurücklehnen konnte man sich auch nicht, weil
die Wanne gerade war. Alles in allem eindeutig die
unbequemere Seite der Wanne, doch heute war es natürlich
ihre Seite. So wie es sonst seine war. Er kam zu ihr ins
Bad und schloss die Türe hinter sich - nichts
ungewöhnliches - sie wollten schließlich in Ruhe baden
und nicht von vier neugierigen Katzen beobachtet werden,
die wissen wollten, was ihre Herrchen denn da so
"trieben". Sie entspannten gemeinsam im heißen Wasser.
Dann schickte er sie voraus um zu sehen, ob alles
gerichtet war, und damit sie sich ein paar Spielsachen
aussuchen konnte. Vielleicht würde er sie auch verwenden
- wenn er es wollte. Im Schlafzimmer zündete sie nun
auch die Kerzen an und öffnete erneut den Schrank. Was
sollte sie denn bloß nehmen? Nichts ging wohl nicht und
die "härteren" Sachen wie Gerte und Wachs traute sie
sich nicht zu. Also entschied sie sich für ein Seil (er
hatte grade seine anfängliche Liebe für Bondage
entdeckt, und schon ein paar mal an ihr Knoten geübt),
die Augenbinde aus Gummi, die Fuß- oder Handfesseln aus
Leder (je nachdem wo man sie verwendete) und die
selbstgebastelte 10-Schwänzige. Damit hatte er einmal
andeutungsweise drei Schläge führen dürfen, die ihr
damals nicht so arg erschienen waren, und die sie sich
auch zutraute (allemal lieber als die Gerte, vor allem
wenn man(n) damit mangels Übung nicht so recht umgehen
konnte). Sie legte alles bereit und setzte sich aufs
Bett: auf die Fersen, die Beine eine Handbreit geöffnet,
den Kopf gesenkt, den Blick auf den Boden gerichtet
(wieder ein paar Ideen, die ihr beim Lesen sehr gut
gefallen hatten). Und in dieser Pose wartete sie auf
ihn. Als er eintrat, wollte sie ihn anblicken, den
Augenkontakt suchen, doch schnell unterließ sie es und
meinte so etwas wie ein anerkennendes, leises Lachen von
ihm zu hören. Er kam zu ihr und besah sich die Sammlung
der Spielsachen, die sie ausgewählt hatte. "Wo ist dein
Halsband", fragte er. "Vergessen", sagte sie nur. Er
ging ins Bad um es zu holen und sie fragte sich, ob das
schon Vergehen genug war für den Anfang und ob die
Strafe für diese Nachlässigkeit bald folgen würde. Er
schien jedoch nichts dergleichen vorzuhaben, kam zurück,
legte ihr das Halsband um und nahm die Augenbinde in die
Hand. Von da an war es finster um sie. Die Augenbinde
war kalt, unbequem und riss an den Haaren. Doch sie
verkniff sich eine Bemerkung. Er ließ sich Zeit. Nahm
die Handfesseln und band ihr die Hände hinter dem Rücken
zusammen. Sie war ein wenig unsicher geworden, wusste,
dass sie das Geschehen nun nicht mehr bestimmte und
fühlte sich ein wenig unwohl in ihrer Pose. Er begann
sie zu streicheln, liebkosen, reizen, zu erregen....
Vergessen waren die Handfesseln, sie wollte nur seine
Nähe spüren, sich an seiner Seite mit ihm fallen lassen
können. Sie hörte seinen Atem an ihrem Ohr und wusste er
war dicht hinter ihr. Sie wollte sich anlehnen, ein
wenig Halt finden in dieser so ungewohnten, leicht
ängstigenden Situation. Doch wie aus dem Nichts, gleich
nach einer zärtlichen Berührung ihrer Brüste traf sie
der erste Schlag auf den Hintern. Sie erschrak. Warum,
wofür war das? Wollte er damit etwas sagen, ihr
klarmachen etwas bestimmtes nicht zu tun? Sie war
verwirrt, aus ihrer Erregung gerissen und begann die
Situation nüchtern zu analysieren um ihren Fehler zu
suchen. "Heb den Hintern", sagte die strenge Stimme
hinter ihr. Sie versuchte sich auf die Knie zu stützen,
dabei trotz der hinten gefesselten Hände das
Gleichgewicht zu halten und ihren Po in die Höhe, weg
von ihren Fersen zu bekommen. Was mochte jetzt kommen?
Was war ihm eingefallen? Mitten in ihren Überlegungen
wurde sie erneut zärtlich berührt und spürte kurz darauf
seine Hand wieder hart auf beiden Pobacken - mehrmals.
Und in der nüchternen Stimmung in der sie sich haltlos
noch immer befand, waren diese Schläge keinesfalls
erregend oder hatten auch nur den Ansatz eines Spiels.
Sie verlor mehr und mehr an Halt, verlor endgültig die
Kontrolle über die Situation und über sich selbst. Sein
warmer Atem an ihrem Ohr hatte nun nichts erregendes
mehr. Seine Worte waren nicht mehr zärtlich geflüstert.
Die Berührung mit einem ihr unbekannten Gegenstand, das
Drücken der Augenbinde, die schmerzenden Füße, die diese
Art zu sitzen nicht gewohnt waren. Es war nicht mehr
sein Atem, es war das Keuchen eines Fremden. Es waren
nicht mehr seine geflüsterten Zärtlichkeiten, es war das
Süßholzgeraspel eines Perversen. ER war nicht mehr da,
war für sie nicht mehr erreichbar, nicht greifbar. Die
Unsicherheit schlug in Unwohlsein um. Doch für ihn
wollte sie stark sein, wollte durchhalten. Es würde
sicher gleich besser werden. Doch das wurde es nicht. ER
war weiter weg denn je, der perverse Fremde ihrer
Fantasie realer als ihr lieb war. Tränen liefen hinter
der Augenbinde ihre Wangen hinab, das Unwohlsein schlug
in reine Panik um. Das wollte sie auch nicht für IHN auf
sich nehmen. ER musste es an ihrer Körperhaltung erkannt
haben, dass sie sich nicht wohl fühlte, dass etwas nicht
stimmen konnte. Sofort öffnete er die Handfesseln,
sodass sie ihre Hände wieder bewegen konnte und sie
krallte sich in seinen Unterarm, froh IHN endlich wieder
zu spüren. Der perverse Fremde machte ein paar Schritte
auf die Seite. ER nahm ihr die Handfesseln nun ganz ab,
und auch das Halsband entfernte er. Der Fremde tippte
sich an die Hutkante, drehte sich um und ging langsam
davon. Endlich war auch die Augenbinde unten und er nahm
sie liebevoll in die Arme, fing sie auf und hielt sie
fest. Sie weinte, wenn sie auch nicht so sicher war
warum. Teils aus Angst - noch immer - teils aus Freude -
es war vorbei. Der Fremde war weg, in der Dunkelheit
verschwunden, die sie grade noch umgeben hatte, sie
konnte ihn nicht mehr sehen. Als sie sich wieder
beruhigt hatte, schmiegte sie sich an ihn und schlief in
seinen Armen zufrieden ein. Den Fremden sah sie nochmals
kurz in ihren Träumen, doch jetzt konnte er ihr nichts
mehr anhaben, sie war ja bei IHM, und ER würde nicht
zulassen, dass ihr etwas passiert - das wusste sie jetzt
ganz sicher. Bei nächsten Mal würde sie vor diesem
Fremden nicht mehr so viel Angst haben müssen. Und
vielleicht - eines Tages - da würde sie sich auf seine
Gesellschaft freuen, doch dann als Freund und nicht
länger als perverser Fremder für sie. Eines Tages... |
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